
Stimmtherapie bei Trans*
Stimmtherapie bei Trans*
Unsere Stimme und die Sprechweise sind wesentliche Ausdrucksmöglichkeiten unserer menschlichen Identität. Folglich spielt die Stimme als sekundäres Geschlechtsmerkmal auch eine entscheidende Rolle innerhalb des Transitionsprozesses – sowohl bei transfemininen als auch transmaskulinen Personen.
Die Stimmanpassung erfordert von Seiten der TherapeutInnen
als auch von Seiten der PatientInnen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.
Wir begleiten Sie bei der Stimmtherapie bei Trans* auf Ihrem Weg der Stimmangleichung mit dem Ziel, die Authentizität der geschlechtlichen Identifikation auch stimmlich zu erreichen und um ein erfolgreiches Passing zu fördern.
Im Rahmen der Stimmangleichung ist es entscheidend, dass sich die Stimme nicht nur über die Tonhöhe definiert, sondern sich viel mehr aus einem Zusammenspiel von Sprechmelodie, Resonanz, Wortwahl, Aussprache und Körpersprache zusammensetzt.
Der offene, respektvolle und vertrauensvolle Umgang
zwischen PatientInnen und TherapeutInnen ist in der Zusammenarbeit von besonderer Bedeutung.
Außerdem ist eine interdisziplinäre Kooperation bei der Stimmtherapie bei Trans mit weiteren TherapeutInnen und Ärzten für den Erfolg der logopädischen Therapie sehr wünschenswert, bei der wir Sie ebenfalls bestmöglich unterstützen möchten.

Lisa Kontakt: Tel & Mail
Ziele
Stimmtherapie bei Trans*
Ziele der Stimmtherapie bei transfemininen Personen sind:
- eine höhere und authentische Sprechstimmlage in den genderneutralen Bereich und darüber hinaus zu trainieren
- einen sicheren und gesunden Stimmumgang zu stabilisieren
- Arbeit an Körperhaltung, Mimik, Gestik, um den Stimmklang und das Erscheinungsbild in Einklang zu bringen
- Transfer in die Spontansprache und in den Alltag
- Verbesserung der Eigen- und Fremdwahrnehmung
- Förderung der Akzeptanz für den neuen Stimmklang
Ziele der Stimmtherapie bei transmaskulinen Personen sind:
- Förderung der Bruststimme für einen tieferen Stimmklang
- Absenken der Sprechstimmlage in den genderneutralen Bereich und tiefer
- Arbeit an Körperhaltung, Mimik, Gestik, um den Stimmklang und das Erscheinungsbild in Einklang zu bringen
- Transfer in die Spontansprache und in den Alltag
- Verbesserung der Eigen- und Fremdwahrnehmung
- Förderung der Akzeptanz für den neuen Stimmklang
Häufige Fragen
Warum sollte ich im Rahmen meiner Transition eine logopädische Stimmtherapie durchführen?
Ein wesentliches Merkmal, um von der Umwelt als Frau oder Mann wahrgenommen zu werden, ist die Stimme. Optische Merkmale wie die Frisur, die Kleidung, Mimik oder die Gestik können häufig schnell angepasst werden, doch meistens ist es die Stimme, die erst ein erfolgreiches Passing ermöglicht. Entspricht die Stimme nicht dem äußeren Erscheinungsbild, so kommt es bei den Betroffenen zu einem enormen Leidensdruck, der die Teilhabe im Alltag – beruflich wie auch privat – erschwert. Innerhalb der Therapie können wir gemeinsam daran arbeiten, den Stimmklang der äußeren Erscheinung anzupassen.
Für wen ist eine Stimmangleichung geeignet?
Transfeminine Personen
Auch wenn weibliche Hormone wie Östrogenen eingenommen werde, verändert sich die Stimme nicht oder nur gering, da der Kehlkopf bereits durch die Pubertät gewachsen ist und dies nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Dadurch kommt es zu einer Absenkung der Sprechstimmlage. Folglich wird in der logopädischen Therapie an verschiedenen Bausteinen (Tonus, Atmung, Artikulation, Phonation, Person) gearbeitet, um sowohl einen passenden und zufriedenstellenden Stimmklang zu erlangen, aber auch um eine gesunde und angenehme Stimmgebung zu unterstützen. Welche Bausteine bearbeitet werden, hängt individuell von den Patientinnen ab und werden gemeinsam in der Therapie klassifiziert.
Um eine höhere Sprechstimmlage zu erreichen, können die Muskeln des Kehlkopfes so trainiert werden, dass eine weibliche Stimmgebung und entsprechende Kommunikationsmuster erarbeitet werden. Auch hier gilt es, dass die PatientInnen selbst bestimmen, wie ihre Stimme klingen soll.
In der Therapie stehen die Wünsche der Patientinnen immer und zu 100% im Vordergrund, sodass sie ihre Identität leben und sich in Stimme und Kommunikation wiederfinden können.
Transmaskuline Personen
Im Gegensatz zu transfemininen Personen kann sich der Stimmklang von transmaskulinen Personen allein durch die Einnahme des Hormons Testosteron verändern, da es dadurch zum Wachstum des Kehlkopfes kommt und folglich ein Absenken der Stimmlage ermöglicht. Allerdings können transmaskuline Personen nicht selten eine Differenz zwischen ihrer Identität und ihrer Stimme verspüren. In diesem Fall kann in der logopädischen Therapie – wie auch bei transfemininen Personen – an verschiedenen Bausteinen gearbeitet werden, welche die Stimmgebung und die Wahrnehmung der eigenen Stimme betreffen. Diese werden individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst, sodass sie selbst entscheiden, wie ihre Stimme klingen soll und wie sie ihre Identität repräsentieren wollen.
Durch die anatomischen Veränderungen, die das Testosteron hervorruft, können außerdem Missempfindungen im Hals auftreten, die sich durch Heiserkeit und Räusperzwang äußern und unter anderem zu einer erhöhten Sprechanstrengung führt. In diesem Fall werden in der logopädischen Behandlung gezielt Übungen vermittelt, die zu einer entspannten und physiologischen Stimmgebung führen sollen.
Zudem ist auch ohne die Einnahme von Testosteron das Antrainieren eines männlichen Stimmklangs möglich, falls die Einnahme des Hormons im Rahmen der Transition (noch) nicht möglich oder nicht gewollt ist. Dabei wird stets darauf geachtet, dass die Stimme ein gesundes Klangmuster behält und keine Stimmstörung entsteht.
Wie bekomme ich eine Verordnung für die logopädische Stimmtherapie?
Eine Heilmittelverordnung, die ein Erstgespräch und 10 Therapieeinheiten enthält, erlangen Sie von einem Hals-, Nasen-, Ohren- Arzt oder Phoniater. Die Fachärzte können Sie auf Ihrem Weg der stimmlichen Veränderung besonders gut begleiten und gezielte Stimmfeldanalysen durchführen. Ihr Hausarzt kann ebenfalls eine Verordnung ausstellen.
Falls Schwierigkeiten diesbezüglich entstehen sollten, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf.
Wie lange dauert eine Therapieeinheit und welche Kosten erwarten mich?
Die Therapie wird in der Regel für einmal ein Erstgespräch und zweimal 10 Therapieeinheiten von den Krankenkassen übernommen. Ein darüberhinausgehender Therapiebedarf kann im Bedarfsfall mit unserer Hilfe begründet werden. Andersfalls haben Sie nach einer sechsmonatigen Therapiepause erneuten Anspruch auf eine Stimmtherapie.
In der Regel empfiehlt sich die Therapie einmal wöchentlich über 45 Minuten durchzuführen. Ab Vollendung des 18. Lebensjahres müssen Sie hierfür eine Zuzahlung von rund 10 % des Rezeptpreises und 10 € Rezeptgebühr leisten. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie telefonisch vorab auf Nachfrage oder in Ihrer ersten Einheit bei uns. Sollten Sie aufgrund einer chronischen Erkrankung oder eines geringen Einkommens eine Zuzahlungsbefreiungskarte besitzen, entfallen Ihnen diese Kosten.
Zu welchem Zeitpunkt meiner Transition kann ich mit der Stimmtherapie beginnen?
Es gibt kein Richtig oder Falsch bei der Wahl des Zeitpunktes. Diese Entscheidung ist Ihnen selbst überlassen. Manche PatientInnen möchten den Fokus zunächst auf äußerliche Maßnahmen legen und sich erst dann auf die Stimme konzentrieren. Bei Anderen ist es genau andersherum und wählen die Stimmangleichung als eine der ersten Schritte innerhalb des Transitionsprozesses. Da die Veränderung des Stimmklangs oftmals sehr langwierig ist, empfiehlt es sich mit der Therapie zu beginnen, sobald Sie sich dafür bereit fühlen. Dies ist völlig unabhängig davon, wie weit Ihre Transition schon fortgeschritten ist.
Was sind die Vorteile der Stimmtherapie gegenüber einer Stimmbandoperation?
Wie jede Operation birgt auch eine Stimmbandoperation einige Risiken und bietet keine Erfolgs-Garantie. Außerdem sind dauerhafte Schädigungen der Stimme sowie Einschränkungen der Ruf- und/oder Singstimme möglich. Im schlimmsten Fall kann eine Stimmbandoperation sogar zu einer Vertiefung bzw. einer Verschlechterung der Stimme führen. In den meisten Fällen sind diese Schädigungen irreparabel. Eine Stimmtherapie ist hingegen eine risikofreie und effektive Methode, um die Stimme nach den eigenen und individuellen Bedürfnissen anzupassen.
Sollten Sie sich für eine Operation entscheiden, ist eine anschließende Stimmtherapie dringend zu empfehlen, um die Stimmtechnik der neuen Anatomie anzupassen. Außerdem wird der Umgang mit der neuen Stimme gefördert und weitere Ausdrucksmöglichkeiten wie Sprechmelodie, Wortwahl, Aussprache und Körpersprache dem neuen Stimmklang angepasst.
Wie kann ich mir die Durchführung der Therapie vorstellen und wie lange dauert der Prozess der Stimmangleichung?
Die Therapie baut sich schrittweise aus den fünf Bausteinen der klassischen Stimmtherapie (Tonus, Atmung, Artikulation, Phonation und Person) aufeinander auf. Hierbei steht besonders zu Beginn die (Eigen-/Fremd-) Wahrnehmung im Vordergrund, um Erfolge, aber auch Schwierigkeiten im Umgang mit der eigenen Stimme im gesamten Therapieprozess besser und kontinuierlich erkennen zu können.
Generell hängt der genaue Ablauf von den individuellen Wünschen und Fertigkeiten der PatientInnen ab und wird zu jeder Zeit darauf abgestimmt. In der Regel wird die Stimme, unter Einhaltung einer physiologischen Atemgebung und Körperhaltung durch gezielte Übungen zunächst auf einzelne Töne und verschiedene Laute trainiert. Wenn dies gut gelingt und Sie sich mit dem neuen Stimmklang wohlfühlen, wird das Erlernte auf Wörter und Sätze übertragen. Abschließend steht dann der Transfer in die Spontansprache und den Alltag im Fokus, bei dem Sie durch sogenannte In-Vivo-Übungen durch uns begleitet und unterstützt werden.
Neben der gezielten Arbeit an der Stimme wird zudem an Körperhaltung, Mimik und Gestik innerhalb der Therapie gearbeitet, um so auch alle nonverbalen Kommunikationsmittel mit dem neuen Stimmklang Einklang zu bringen.
Zudem werden Ihnen nach jeder Therapieeinheit Übungen und/oder Aufgaben für den Alltag mitgegeben, damit Sie von Beginn an lernen, die Übungen eigenständig im Alltag durchzuführen und sich und Ihre Stimme zu jeder Zeit zu reflektieren.
Der Prozess der Stimmangleichung ist sehr unterschiedlich und individuell. Hierbei spielen die anatomischen Gegebenheiten, die stimmlichen Fähigkeiten sowie die eigene Motivation eine wesentliche Rolle. Insgesamt ist der Prozess der Stimmangleichung zeitintensiv und langwierig. Die Bereitschaft für ein häusliches Üben kann zu schnelleren Erfolgen führen und ist dadurch sehr wichtig. Die Behandlungsdauer kann folglich zwischen wenigen Monaten bis hin zu wenigen Jahren variieren, je nachdem wann Sie mit dem eigenen Stimmklang zufrieden sind.